ich und du

wir haben uns
durch betonklötze gekämpft
wo betonköpfe enthemmt
uns geistig beklemmt
auf ein leben vorbereitet haben
auf das wir nun nicht vorbereitet sind
wir sind über gleise gesprungen
an hauswänden hoch
haben mit wilden tieren gerungen
aufregend war es
fahren mit angezogener handbremse
dachten wir
wann lassen sie uns endlich raus
oha
zeugnis, abschluss, das muss es sein

jetzt endlich
job, kohle, freundin, kind
alles läuft wie geschmiert
was kommt jetzt?
was kann uns jetzt noch überraschen?
wir waren wilde im streichelzoo
weil sie uns sagten
das leben wird rau und hart

und nun?
es ist auch nur ein weiterer streichelzoo
wo jedes abenteuer
so verläuft
dass wir nicht viel falsch machen können
armes leben
vor allem kein erleben
eher ein abhaken
durch den schlick des alltags waden

da stell ich mir
die sinnfrage
will ich 80 jahre
statist sein
oder kommt da noch etwas
geht da noch was?

aber was?
zurück in den dschungel?
fortschritt negieren?
die uhrzeit zur urzeit zurückdrehen?

oder:
sich verabschieden
vom monopol der arbeit
sie reduzieren
lernen zu teilen
sich zu mäßigen
wahrlich
die anderen menschen
dieser welt
auf unser maß hieven
deren großeltern
wir unseren reichtum verdanken
(darüber spricht ja keiner,
dass der „westen“ – also wir –
seinen reichtum
auf bergen von leichen und diebesgut errichtet hat)
dass wir endlich
frei sein können
und vor allem:
leben