Noch ein wenig große Politik. Bald findet in Heiligendamm das G8-Treffen, das Meeting der acht größten Industrienationen, statt. Wird man Sie Steine werfen und rebellieren sehen?

Nein, ich bin ja nicht blöd. Stellen Sie sich die BILD-Schlagzeile vor: DICHTER ZÜNDETE BRANDSÄTZE UND VERLETZTE ZEHN G8-GEGNER. Das will ich nicht wirklich.

Die Zeiten, in denen ich militantes Potential verspürte, sind vorbei. Heute kämpfe ich mit der Macht der Feder. Allerdings halte ich die angekündigten Demonstrationen für überflüssig. Die Leute haben zum Teil ein getäuschtes Verständnis von Demokratie.

Meine gute und langjährige Freundin Angela Merkel sagte in einer Videobotschaft, Forderungen friedlicher Demonstranten würden gehört werden. Ein seltsames Paradoxon, wenn zeitgleich Putin Homosexuelle verhaften lässt.

Vor zweihundert Jahren wurden Demonstrationen niedergeknüppelt. Ich bin ganz offen für solche Formen. Im Ernst: Sie glauben nicht, dass die Regierungschefs nur annähernd wahrnehmen werden, was die Welt von ihnen hält.

Das ist der Sinn der Freiheiten: Wir dürfen demonstrieren, weil demonstrieren nichts an den Verhältnissen ändert. Die bessere Variante wäre: alle G8-Gegner treten von heute auf morgen in eine kleine Partei ein, FDP, Grüne, es gibt genügend. Dadurch beginnt ein Prozess vor dessen Ausmaßen nicht mal die Herrn Regierungschefs und -chefinnen gewappnet wären.