Sie sagten auf dem vergangenen Kongress der letzten lebenden Liberalen, es gibt keine Gleichheit unter Menschen. Beginnt damit eine neue Geschichtsschreibung? Wie kommen Sie zu diesem Schluß?

Der Mensch ist ein Wesen, das sich permanent in der Entwicklung befindet. Lebenslanges Lernen. Lebenslange Umgestaltung von Persönlichkeit und Identität. Wissen, Erfahrungen und Fähigkeiten sind das Ergebnis der stetigen Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt.

Nehmen wir nun an, jeder Mensch habe genetisch und seelisch die gleichen Anlagen, die gleichen psychischen und physichen Voraussetzungen. Dann bliebe zu klären, ob jeder Mensch in der gleichen Umwelt aufwächst. Welchen Ort auf dieser Welt, sowohl sozial als auch lokal, gibt es ein zweites Mal? Keinen. Also können die Menschen untereinander auch nicht gleich sein. Gleichheit kann nur dadurch hergestellt werden, in dem die Unterschiede zwischen den Menschen ausgeblendet werden.

Aber wer will das schon? Wer will seine persönlichen Präferenzen aufgeben? Will auf Ressourcen verzichten, die für ihn unter ungleichen Umständen leicht zugänglich gewesen wären? Die Gleichheit unter Menschen ist ein Traum, eine Illusion und aus meiner Sicht kann diese Tatsache für immer bestand haben.