Ein Punkt noch zur Bundestagswahl: Die FDP, die Sie jahrelang mit Zweitstimme wählten, ist nach 64 Jahren aus dem Parlament ausgeschieden. Ihr Resümée?

Es war absehbar. Ich habe es ja sogar unterstützt! Die FDP braucht diesen Schnitt. Er schmerzt, tut weh, als liberal eingestellter Mensch besonders.

Was soll’s? Sie hat die Programmatik vergeigt, den Anschluss ans Volk verloren. Sich nicht erklärt, nicht mit sich reden lassen. Letztlich scheitert der Liberalismus der FDP (der meiner Meinung keiner ist) an Überfrachtung von Ansprüchen und der Blindheit vor der Realität.

Ich kann die freie Marktwirtschaft gutheißen, wenn die Voraussetzungen stimmen: Personalkosten sind überall gleich, die gesetzlichen Rahmenbedingungen auch. Die Kaufkraft sowieso. Dann funktioniert sie. Aber in einer sich entwickelnden Welt, wo noch genügend Staaten in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung hinterherhinken, da braucht es Verteilung und nicht Akkumulation.

Das große Ziel wäre der Liberalismus gewesen, wie der Sozialismus für DIE LINKE.

Ich schwanke nicht gern in Geschichte. Errungenschaften wie 64 Jahre Parlamentsbeteiligung, den ersten Bundespräsidenten stellen zu dürfen, im Grunde Urheber des Grundgesetzes und des Wirtschaftswunders zu sein, konnten leider weder die geistige Reifung hervorrufen, noch den nötigen Stolz befeuern, den eine liberale Partei immer braucht. Die Freiheit zu erklären ist eine schwere Aufgabe, erfordert Ausdauer, Gesprächsbereitschaft und Offenheit.

Ich dachte nach, über einen Eintritt, über ein Pamphlet, aber was soll’s! Der Liberalismus der FDP ist gescheitetert. Möge er neu entworfen werden. Von einer anderen Partei. Den Piraten, so hoffe ich. Vielleicht.