Sie fallen stark durch subtil-provokante Texte auf. Ranicki bezeichnet sie schon als Brandstifter der Verlagshäuser. Wie kommen Sie mit Ihren Themen bei den Verlagen an?

Man soll ja die Hand nicht beißen, die einen füttert. Die Verlage und Autoren stehen da in einem engen Verhältnis. Ich würde es mir nie erlauben, einem Verlag meine Skripte zu geben. Die Geschäftsführer und Lektoren sind doch einfallslos und unfähig, Literatur als Sprengsätze mit Intellekt zu betrachten. Vor 100 Jahren waren Bücher noch die Urheber von Revolutionen. Heute will das keiner mehr, aber mit dem Hier und Jetzt ist auch keiner zufrieden. Also wenn ich das in aller Öffentlichkeit sagen darf, die Eliten schießen da weit über’s Ziel hinaus.

Schon manches Buch hat eine Gesellschaft bereichert, statt die Verhältnisse umzuwerfen. Wir reden auch von Streitkultur. Nun frage ich Sie: Worüber wollen wir denn überhaupt streiten? Über die Abgasnorm? Energiepolitik? Elterngeld? Ach was, das sind doch gemachte Dinge. Da stehen die Entscheidungen vor den Entscheidungen. Man muss über die Fundamente streiten: Wer hat wie wo das Sagen.