ein paar tage lang

die wellen schlagen hoch
ein sturm treibt die wolken
peitschend vor sich her
doch wir sitzen oben
die sonne erstrahlt die weiße insel
und zwei strahlen mit ihr
hand in hand
am strand entlang
alles erscheint wie der große fang
wenigstens:
ein paar tage lang.

31.07.2013

Sie finden Frauen intelligenter. Können Sie das näher ausführen?

Frauen haben in unserer Gesellschaft einen schlechten Status. Sie gebären uns, sie lieben uns und anschließend treten wir sie, um von ihnen los zu kommen und hindern sie an Karriere. Das ist traurig.

Wir reden immer von Menschen und haben dabei keine Ahnung von Fairness. Das ist vielleicht auch dieser Leistungspenetration geschuldet.

Wenn man ein Leistungssystem unterhält, gewinnt man starke Leistungsträger, aber frustrierte und schwache Teams. Deshalb klappt das Teamwork in Deutschland auch nicht so gut. Nur in flachen Hierarchien.

Sehen Sie, ich schweife schon wieder ab. Frauen haben mehr verdient. Wie wäre eine Quote? Nicht schlecht, oder? Aber irgendwie beschleicht mich ein schlechtes Gewissen. Ich dachte, die meisten Menschen seien erwachsen.

Sie haben mehr als 100 Werke verfasst. Gedichte, Kurzgeschichten, kleine Szenen. Wann hören Sie auf?

Ich höre auf, wenn ich keine Inspiration mehr habe. Solange ich lebe und liebe, „Auf und Ab“ erfahre, wird es immer etwas zu schreiben geben.

Ich hoffe nur, dass meine Leser nie sagen werden: Erik, wen interessiert’s? Das wäre für mich das einzige Ende von außerhalb.

Mein schwerster Feind ist die geistige Erosion. Wenn ich durch Hierarchien und Strukturen gehe, dann verliere ich überall ein wenig Rebell und Provokation. Ich werde angepasster, meine Werke werden harmloser, das bezeichnet man dann als Altersweisheit oder so. Ich habe am meisten Angst davor, irgendwann auf meine Werke zu blicken und zu sagen: Warum all das? Wenn mir der eigene Bezug verloren geht, ist es aus.

Sehen Sie, durch eine gewisse mir sehr vertraute Person, die ich sehr liebe, ist mir bewusst geworden, dass ich nicht mehr über alles schreiben kann. Vor einem Jahr noch gab es Sinnlosbeziehungen ohne Dauer und Wert, mit hohem Maß an Verachtung und Nichtigkeit meinerseits. Danach konnte ich wunderbar darüber schreiben. Aber diesmal… wünsche ich mir kein Danach. Ganz klar: Ich habe mich angepasst.

Sie haben auf der EU-Außenministerkonferenz in ihrer Laudatio davor gewarnt, die USA ohne die EU in Polen aktiv werden zu lassen. Es klang nach Unterstützung für das US-Raketensystem. Liege ich da richtig?

Nein, natürlich nicht. Damals appellierte ich eindringlich an die Einheit Europas und ihre – sicherlich nur spirituelle – territoriale Hoheit.

Polen gehört zur EU und sollte sich diplomatisch zeigen. Wohl oder Übel Bush ein Raketenabwehrsystem in Osteuropa installieren zu lassen, ist – denke ich – keine gute Idee. Die EU hat sich in den letzten Jahren langsam aber sicher auf den Weg nach Moskau gemacht, bis heute ist sie dort nicht angekommen. Ich denke, da stellt sich die Gretchenfrage: Europa, wie hast du es mit den Supermächten? Viele unterschätzen Russland und überschätzen die USA.

Betrachten wir den Grund des Aufbaus: Der Iran hat eventuell Nuklearraketen, die irgendwie über Polen hinweg die USA erreichen könnten. Gegenfrage: Könnten sie auch Russland erreichen? Putin war starker Vermittler zwischen der UNO und dem Iran, hier liegen wohl tiefere Militärinteressen im Hintergrund als ein atomarer Schlag gegen die USA.

Seit dem Irak-Krieg laufen den Sowjets und Chinesen die kleinen Nationen regelrecht in die Arme, in der Überzeugung sie seien dort vor einem Blitzkrieg sicher.

Meine Damen und Herren, wir befinden uns auf dem Weg einer Neuordnung der Welt. Die Russen verstehen ihre Rolle als Retter vor dem Retter ganz gut und zeigen diplomatische Klasse. Die Chinesen kaufen flächendeckend Ressourcen in aller Welt auf. Die EU muss der USA klar machen, dass sie die Entwicklung mit solch einem Projekt nur noch beschleunigt, ganz abgesehen von dem Wettrüsten.

Noch ein wenig große Politik. Bald findet in Heiligendamm das G8-Treffen, das Meeting der acht größten Industrienationen, statt. Wird man Sie Steine werfen und rebellieren sehen?

Nein, ich bin ja nicht blöd. Stellen Sie sich die BILD-Schlagzeile vor: DICHTER ZÜNDETE BRANDSÄTZE UND VERLETZTE ZEHN G8-GEGNER. Das will ich nicht wirklich.

Die Zeiten, in denen ich militantes Potential verspürte, sind vorbei. Heute kämpfe ich mit der Macht der Feder. Allerdings halte ich die angekündigten Demonstrationen für überflüssig. Die Leute haben zum Teil ein getäuschtes Verständnis von Demokratie.

Meine gute und langjährige Freundin Angela Merkel sagte in einer Videobotschaft, Forderungen friedlicher Demonstranten würden gehört werden. Ein seltsames Paradoxon, wenn zeitgleich Putin Homosexuelle verhaften lässt.

Vor zweihundert Jahren wurden Demonstrationen niedergeknüppelt. Ich bin ganz offen für solche Formen. Im Ernst: Sie glauben nicht, dass die Regierungschefs nur annähernd wahrnehmen werden, was die Welt von ihnen hält.

Das ist der Sinn der Freiheiten: Wir dürfen demonstrieren, weil demonstrieren nichts an den Verhältnissen ändert. Die bessere Variante wäre: alle G8-Gegner treten von heute auf morgen in eine kleine Partei ein, FDP, Grüne, es gibt genügend. Dadurch beginnt ein Prozess vor dessen Ausmaßen nicht mal die Herrn Regierungschefs und -chefinnen gewappnet wären.

Gute Gedanken, ich sehe, Sie sind auf Höhe der Zeit. Zur Abwechslung: Sie möchten Kindererzieher werden. Kein Schauspieler?

Ja, sicher überlege ich manchmal, meine Konzentration auf das Schauspielen zu legen. Vor allem, wenn es gutes Feedback gibt.

Aber ich denke mir: Ich könnte Kindererzieher, Schauspieler oder Schriftsteller werden. Das sind alles idealistische Berufe. Ob ich nun kulturell oder sozial aktiv bin, macht kaum Unterschied. Ich denke ernsthaft über ein anschließendes Schauspielstudium nach.

Höre ich da zurecht Enttäuschung?

Ein wenig. Ich bin zu den Auftritten um die Leute in Aufruhr zu versetzen. Stattdessen haben sie geklatscht. Was soll das? Was ist das für eine Kultur, wo keiner mehr aufspringt und sagt: „Halt die Fresse!“. Ein sicheres Zeichen für mangelnde Anteilnahme.

Ich war als Zuschauer bei einem Poetry Slam in Dresden. Es sprach ein studentischer Dichter vor, der seinen Groupie mithatte. Der Groupie ist nach seinem Auftritt aufgesprungen und hat ihn richtig angefeuert. Das war ein leuchtender Moment, da dachte ich: endlich regt sich einer.

Viele unserer gesellschaftlichen Probleme fußen auf Mangel an Anteilnahme. Ich meine nicht irgendwelche BILD-Gefühle und EXPLOSIV-Aktionen.

Die Leute sollen sich gegenseitig wahrnehmen, feststellen was dem anderen fehlt und was man selbst dazu beitragen kann. Wir leben stattdessen in einer nutznießerischen Lauerhaltung, gemäß dem Motto: „Ich tue dir etwas gutes, wenn du mir etwas gutes tust.“ Welch‘ trauriger Irrtum.

Ich kann nicht behaupten, dass ihre Antworten langweilig wären. Es steckt immer eine gewisse Tiefe darin. Haben Sie daran gedacht eine politische Schrift herauszubringen?

Ich habe bisher nur das Parteiprogramm der FDP aus dem Haus gebracht. Mehr nicht.

Ich denke, es gibt genügend Redner und Schriftsteller auf dieser Welt. Gemäß der Marktwirtschaft stellte ich fest, dass die Nachfrage nach Wahrheiten stagniert. Mit Lyrik verbindet sich immer der Auftrag zu kritisieren – positiv wie negativ -, aber das geschieht häufig durch Impulse.

Die eigentliche Auseinandersetzung mit der Politik findet dann in den Köpfen der Leser statt.